Körperliche & Psychische Warnzeichen von Dauerstress
„Stress ist ein psychischer Zustand, der sich körperlich manifestiert“
Wie in meinem vorangegangenen Beitrag erwähnt, ist nicht der Reiz oder die Situation an sich für die Stressreaktion bedeutsam, sondern die individuelle Bewertung der Betroffenen. Meiner Beobachtung zufolge werden viel Stresssymptome übergangen, weil Menschen im Dauerstress dazu neigen, sich selbst nicht mehr gut wahrzunehmen und erste Anzeichen der Überforderung häufig übersehen oder falsch deuten. Außerdem leben wir in einer von Sinneseindrücken überfluteten Welt und in einer Kultur, die Stress nicht nur als normal, sondern in vielen Bereichen als anerkennend bewertet. Durch die Legalisierung des „gestresst Seins“ spüren wir verständlicherweise nicht klar, ab wann die Situation für uns nicht mehr gesund ist.
Wir bewerten potentiell stressrelevante Situationen nach zwei wesentlichen Kriterien:
Nach ihrer Bedeutsamkeit (wichtig/unwichtig) und nach ihrer Beeinflussbarkeit (kontrollierbar/unkontrollierbar).
Erst wenn wir äußere oder innere Reize als bedeutsam und unkontrollierbar einstufen, werden sie zu negativen Stressoren!
Schädliche Stresszuständen an sich selber wahrzunehmen erfordert Aufmerksamkeit und schwankt nach Tagesverfassung. Meiner Meinung nach erweist sich folgende neutrale Checkliste körperlicher und psychischer Symptome als sehr sinnvoll um eine klarere Einsicht zu erhalten. Sie hilft nicht nur Alarmsignale frühzeitig zu erkennen, sondern auch sich selber aufmerksam zu beobachten.
1. Sie beobachten zuallererst Ihre Befindlichkeit:
Psychosomatische Beschwerden
- Sind Sie oft müde, obgleich Sie regelmäßig schlafen?
- Verspüren Sie gelegentlich oder häufig Schmerzen im Bauchraum?
- Leiden Sie unter Verdauungsbeschwerden?
- Treten vermehrt Kopfschmerzen auf?
- Überfällt Sie manchmal ein spontaner Schwindel oder ein Herzrasen?
- Sind Ihre Muskeln häufig verspannt?
- Ist Ihre Infektanfälligkeit erhöht?
- Die Heilungsdauer von Wunden oder Operationen ist verzögert?
Emotionale Beeinträchtigungen
- Sind Sie häufig nervös, gereizt, oder reagieren Sie übermäßig impulsiv?
- Verspüren Sie zunehmende Ängste?
- Kommen Ihre Gefühle und Gedanken nicht mehr zur Ruhe?
- Werden soziale Kontakte zunehmend als anstrengend empfunden?
- Verlieren Sie ihre Freude an Dingen, die sonst Spaß gemacht haben?
Kognitive Beeinträchtigungen
- Sind Sie häufig unkonzentriert oder vergesslich?
- Fühlen Sie sich manchmal wie in Watte gepackt?
- Fällt es Ihnen zunehmend schwer, die richtige Ausdrucksweise zu finden?
Verhaltensbezogene Probleme
- Essen Sie unregelmäßig oder trinken Sie vermehrt Alkohol?
- Greifen Sie automatisch zu Tabletten?
- Gibt es ein Suchtverhalten?
2. Danach suchen Sie nach den Stress-Ursachen:
- Arbeits-/berufsbezogene Stress-Ursachen: Erforschen Sie die Ihnen unangenehmen Situationen in Ihrem beruflichen Umfeld. Selbst wenn Sie diese derzeit nicht lösen können, ist die Wahrnehmung von Stressoren unumgänglich, um mit Ihnen langfristig gesund umgehen zu können.
- Private/generelle Stress-Ursachen: Beobachten Sie, welche Situationen Ihnen im privaten Umfeld Stress bereiten. Anschließend an die Wahrnehmung erst können Lösungsstrategien gesucht werden.
3. Stress-Folgen erkennen
- Erkennen Sie Ihre eigene Betroffenheit durch negativen, belastenden Stress
- Nehmen Sie wahr, welche (vorerst unmittelbaren) körperlichen Auswirkungen diese Stressoren auf Sie haben
- Erkennen Sie die Auswirkungen Ihrer gestressten Haltung im privaten und beruflichen Umfeld
- Nehmen Sie die Wichtigkeit von Maßnahmen zum Stress-Abbau ernst
Nehmen Sie sich täglich mehrmals Zeit darüber zu reflektieren. Ich berichte Ihnen in meinem nächsten Beitrag über alltagstaugliche Umsetzungsmöglichkeiten der Tiefenentspannung.