Tiefenentspannung

Für den Steinzeitmenschen war es wichtig, in Gefahrensituationen schnell und effektiv zu reagieren. Bei einer plötzlichen Begegnung mit dem Säbelzahntiger wurde nicht lange überlegt, sondern entweder die Flucht ergriffen oder gekämpft. War die Gefahr gebannt, konnten Körper und Geist entspannt werden.

Heutzutage begegnen wir zwar keinem Säbelzahntiger mehr, doch der Alltagsstress löst die gleichen Reaktionen aus, unser Körper ist auf Flucht-Kampf-Modus eingestellt. Durch aktive Tiefenentspannung lernen Sie, diesen Mechanismus zu durchbrechen und sich selber in tiefe Entspannungstrance zu versetzen. Dabei wird der Hypothalamus aktiviert und als Reaktion die parasympathische Tätigkeit des Nervensystems erhöht. Somit kann sich der gesamte Organismus in sehr kurzer Zeit regenerieren.

Dieser Zustand zeichnet sich durch eine tiefe innere Ruhe aus. Die Gehirnwellen verändern sich von Beta-Wellen zu Alpha-Wellen und es werden Hormone bzw. Botenstoffe wie Endorphine, Serotonin und Melatonin freigesetzt. Sofort spürbar nimmt die Anspannung der Muskulatur ab, die Atmung verlangsamt und vertieft sich, der Blutdruck wird harmonisiert. Die Durchblutung der inneren Organe wird erhöht, Stoffwechsel und Immunsystem werden gestärkt.

Aktive Tiefenentspannung kann in 10 bis 15 Minuten herbeigeführt und jederzeit zwischendurch praktiziert werden, um frische Energie aufzuladen.

Es gibt unterschiedliche Techniken, die je nach persönlicher Vorliebe ausgewählt werden.

Progressive Muskelentspannung nach Jacobson (PMR)

Das Konzept stammt von Dr. E. Jacobson und ist sehr leicht zu erlernen.
Die Muskeln werden der Reihe nach bewusst angespannt und bewusst wieder entspannt. Zugrunde liegt hier das Gesetz der post-isometrischen Relaxation, das besagt, dass die Entspannung der natürliche Reflex des Muskels auf maximale Anspannung ist. Diese Technik kann im Sitzen oder im Liegen ausgeführt werden.

Autogenes Training

Das autogene Training wurde von Dr. J. H. Schultz entwickelt. Es beinhaltet sieben Schritte der Selbstanleitung zur vegetativen Entspannung. Benutzt werden hier Autosuggestionen, um verschiedene Empfindungen hervorzurufen:

  • Ruhesuggestion
  • Schweresuggestion
  • Wärmesuggestion
  • Atemsuggestion
  • Herzschlagsuggestion
  • Sonnengeflechtsuggestion
  • Stirnsuggestion

Diese Technik erfordert im Gegensatz zur PMR mehr Visualisierungs-, und Empfindungsvermögen.

Yogische Tiefenentspannung

Yogische Tiefenentspannung wird vielfach auch „yogischer Schlaf“ oder „Yoga Nidra“ genannt. „Nidra“ stammt aus dem Sanskrit und bedeutet „Schlaf“ oder „Nicht-Bewusstheit“ und beruht auf altem tantrischem Wissen, welches in den letzten Jahrzehnten zu einer modernen, unseren heutigen Bedürfnissen angepassten Technik weiterentwickelt wurde.

Die Yogische Tiefenentspannung ist klar strukturiert, dauert etwa 30 Minuten und zielt darauf ab, durch eine schrittweise Entspannung in den Alpha-Zustand des Gehirns zu gelangen – ein Zustand, den die Menschen üblicherweise im Übergang zwischen Wachzustand und Schlaf erfahren. Dieser Zustand ist nicht nur von tiefer Erholung geprägt, sondern führt uns durch die Wahrnehmung der Körper-Geistverbindung und die Konzentration auf den Augenblick im „Hier und Jetzt“ zu tieferen Bewusstseinsebenen.